Am 24.05.2021 hat der Philosoph und Begründer der „New Work“-Bewegung im Alter von 90 Jahre seinen Besuch als Gast auf Erden leider beendet.
Bild: QUELLE: COOPPA, FRITZ HINTERBERGER
Er betont die Arbeit die wir wirklich, wirklich wollen. Was aber nicht in erster Linie mit Selbstverwirklichung und Spass zu tun hat.
“Spass ist beliebig und leicht zu bekommen. Was jemand wirklich, wirklich will ist selten.” (F.Bergmann)
Die New Work Bewegung trauert um einen grossartigen Menschen, Vordenker, smarten Rebellen und feinsinnigen Philosophen.
Die Geschichte der neuen Arbeit
Bergmann, der vielen schon fast als Anführer einer spirituellen Sekte vorkam, auch geschuldet dem unkonventionellen Kleidung- und Frisurenstil, hatte wesentlich vielschichtiger Interessen, als selbst jenen bekannt ist, die von ihm in Zusammenhang mit New Work bereits einmal gehört haben.
Statements wie: „als ich ihn das erste Mal sah, dachte ich er sei nicht ganz dicht“ sind nicht so selten, wurden aber gleichsam von allen Personen schnell wieder revidiert, nachdem sie ihm zugehört hatten und viele der eigenen Bedürfnisse in seinen Aussagen erkannten.
Die Faszination und das Erstaunen von Menschen, die ähnliche Gedanken zu einer anderen Definition von Arbeit teilen, doch vom eigentlichen New Work Ursprung noch nie gehört haben, begleiten mich inzwischen fast täglich.
Bergmann war unbequem, provokant aber auch klar und unbeirrbar mit seiner Mission, dem Menschen die Begierde nach einem Sinn in der Arbeit schmackhaft zu machen.
Das tat auf eine unbeschreiblich eindrückliche und uneigennützige Art und Weise.
Er hat nicht sich wichtig genommen, dafür aber sein Anliegen also New Work und die Menschen um sich herum.
"Sechs Monate arbeitete man in der Fabrik. Die anderen sechs Monate versuchten wir gemeinsam mit den Leuten herauszufinden, was sie wirklich, wirklich wollen."
NWX17 - Prof. Dr. Frithjof Bergmann
(https://www.youtube.com/watch?v=29IoGFD86QM)
Der Erzählung Bergmanns an der New Work Experience 2017 beschreibt die Geschehnisse in Flint/USA (Michigan), dem ehemaligen Hauptsitz von General Motors.
Dort begann die Gründung der New Work Bewegung zu Beginn der 80iger Jahre. Es war die Antwort auf eine drohende Massenentlassung im Zuge der Automatisierung von Produktionsstätten bei GM.
Der Philosoph hatte sich bereits seit langem mit den zur Themen Arbeit und Automatisierung auseinandergesetzt und sowohl Abhandlungen und Bücher, als auch eine ganze Fernsehserie dazu veröffentlich.
„Nicht wir sollten der Arbeit dienen, sondern die Arbeit sollte uns dienen.“
Als Vordenker in vielerlei Hinsicht, arbeitet er bereits 1994 an einer Initiative zu Elektro-Mobilität mit.
In weiteren Projekten wie z.B. der Herstellung von Ökozement, Pro Power – einer alternative zu Elektrizität durch Wärmespeicherung, dem Heranziehen von Algen als schnell wachsendem alternativen Brennstoff, die zudem klimaschädliches CO2 in Sauerstoff umwandeln, sieht er den Fortschritt als Möglichkeit den existenziellen Druck zu senken und Zeit für die eigene Entwicklung zu schaffen.
Die klassische Erwerbsarbeit hat ausgedient und die uns bisher bekannte Lohnarbeit ist nicht die Lösung für eine zufriedenstellende Zukunft, so sein Bestreben.
Bergmann hat für seine Ideen aber absolut realistisch, die neusten technischen Möglichkeiten eingebunden, also Selbstversorgung auf hohem technischem Niveau.
So bedachte er schon früh den Einsatz von 3 D-Druckern zur Ergänzung von Produktionen und selbst zuletzt, bettlägerisch und ersichtlich angeschlagen, erwähnte er bei seinem wahrscheinlich letzten Interview mit Katja Diehl (https://www.youtube.com/watch?v=6ML9MwbsZ2Y) seine aktuellen Projekte mit nicht weniger Feuer als alles was er in seinem Leben vorantrieb. Oder wahrscheinlich war es das, was ihn antrieb
Unternehmen wie Google haben sich an seinen Vorstellungen orientiert und noch heute bekommen deren Angestellte Zeit für eigene Projekte – das zu tun, was sie wirklich wollen.
Obwohl der Grundgedanke von Fritjof Bergmann zur Gemeinschaftswirtschaft aufruft und die technischen Errungenschaften dazu genutzt werden sollen, die Dinge des täglichen Lebens nicht in Konzernen, sondern in kleinen Communities und vor Ort zu produzieren – in Zentren für Neue Arbeit.
Bücher von Bergmann:
On Being Free :With extraordinary elegance and philosophic power, Frithjof Bergmann presents a genuine rethinking of freedom. (e)
Die Freiheit leben (d)
Neue Arbeit, neue Kultur (d)
New Work New Culture: Work We Want And A Culture That Strengthens Us (e)
“Arbeit kann dich umbringen und Arbeit ist das, was Leben gibt.”
Frithjof Bergmann
Das Buzzword New Work, das heute als Marketingslogan missbraucht wird, hat nichts mehr mit der Perspektive und der Intension von Bergmann zu tun.
Dennoch können wir mit dem Wandel hin zu einer neuen Arbeitswelt und mit den Bestrebungen zu Nachhaltigkeit für einer wertebasierte Kultur in den Organisationen, mit den Grundlagen des Philosophen anknüpfen und die Idee von New Work weiterdenken.
Es scheint das Vermächtnis Frithjofs Bergmanns und es steht in unserer Verantwortung, seine positiven Anregungen, entgegen dem Wahn eines weiterhin steigenden Wirtschaftswachstums auf Kosten von Menschen und Umwelt, langfristig umzusetzen.
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